Paul Haller Abende und Werkausgabe

Schon seit mehreren Jahrzehnten macht es sich die Pro Argovia zur Aufgabe, Paul Haller zu der Beachtung zu verhelfen, die dieser grosse Aargauer Autor verdient. Dies begann in den Achtzigerjahren mit der Herausgabe einer Tonbandaufnahme des «Juramareili» und wurde 2007 fortgesetzt mit einem massgeblichen Beitrag an die Neuausgabe von Hallers Werken. Es entstand der schön gestaltete Band «So dunkelschwarzi Auge», redigiert von Fridolin Stähli und mit einem Vorwort von Hansjörg Schneider. Der Band enthält gegenüber den vergriffenen gesammelten Werken unveröffentlichte Texte aus dem Nachlass, erstmals publizierte Fotos sowie Zeichnungen des Dichters. Zudem ist aus der Juramareili-Lesung von Hansrudolf Twerenbold von 1986 eine CD gemacht worden, die dem Band beiliegt. Seither gab es zwei gut besuchte Abende, an welchen aus Hallers Werk vorgetragen wurde. Den ersten in der Kirche Rein bei Rüfenach (Hallers Kindheitsort) am 11. November 2008 gestalteten Hansrudolf Twerenbold – der Haller-Rezitator schlechthin – und Salome Zinniker-Jenny an der Harfe. Der zweite auf dem Kirchberg bei Küttigen (Hallers Wirkungsstätte als Pfarrer) am 15. Mai 2009 wurde von den jungen Künstlern Michael Wolf (Texte) und Tobias Willi an der Orgel gestaltet. In Rein führte Fridolin Stähli in den Abend ein, auf dem Kirchberg lasen er und Monique Meyer – sie sichtete für die Neuausgabe mehrere Monate im Staatsarchiv den Haller-Nachlass – private Briefe des Autors und gaben damit Einblick in die Freuden und Nöte des jungen Dichters und Pfarrers.

Paul Hallers Werk ist von europäischem Rang. Seine Dichtungen, das Epos s Juramareili, das Theaterstück Marie und Robert sowie ein Teil der Gedichte sind in Aargauer Mundart geschrieben, die bei Paul Haller durch seine poetische Kraft einen Glanz von einmaliger Schönheit erreicht. Eine dunkle Musikalität und ein seelischer Grundton bestimmen Hallers Dichtung, in der sowohl das einstmals karge Leben und der raue Charakter der Leute als auch die weiche, verhaltene Landschaft des Jura zum Ausdruck kommen. Wenn Sprache es vermag, eine Gegend und ihren Menschenschlag im tiefsten Kern zu erfassen, so ist das Paul Haller auf wunderbare Art gelungen. Seine Dichtung erfasst das Unverwechselbare des aargauischen Dreistromlandes und weist gerade durch seine Tiefe weit darüber hinaus ins Allgemeine menschlicher Existenz. Es gilt jedoch auch, den deutschen Dichter Paul Haller in einer neuen Auswahl von Gedichten kennenzulernen. Und erstmals ist aus dem Nachlass die Erzählung Die Spinne in dieser Neuausgabe aufgenommen worden, ein Jugendwerk, das schon alle Motive von Hallers Dichtung enthält. Paul Haller (* 13.Juli 1882 in Rein bei Brugg; † 10. März 1920 in Zürich) besuchte die Primarschule in Rein, die Bezirksschule in Brugg und an-schliessend die Kantonsschule Aarau. Er studierte Theologie in Basel,
Marburg a.d.L., Berlin und Zürich. Im Herbst 1906 wurde Paul Haller zum Pfarrer in Kirchberg bei Aarau gewählt. Ab 1910 widmete er sich in Zürich dem Studium der deutschen Sprache und Literatur, der Geschichte, der Pädagogik und der Psychologie. Er schloss 1913 mit der Dissertation über Johann Heinrich Pestalozzi bei Adolf Frey ab. Er unterrichtete bis 1916 an der evangelischen Lehranstalt in Schiers im Prättigau, danach war er am
Aargauischen Lehrerseminar in Wettingen tätig.

«So dunkelschwarzi Auge» Neuausgabe der Werke von Paul Haller, 240 Seiten mit 11 farbigen Abbildungen, Format 24.5×16.5 cm. Ganzleinenband mit integrierte CD; H.R. Twerenbold liest s Juramareili.

Das Buch ist in jeder Buchhandlung erhältlich oder direkt beim Verlag: www.baden-verlag.ch